8. November 2011, Neue Zürcher Zeitung
Jahwe gegen Baal
Mendelssohns „Elias“ mit dem Gemischten Chor Zürich
Eine Aufführung des „Elias“ steht und fällt mit dem Darsteller der Hauptfigur. Bei der Wiedergabe des Gemischten Chors Zürich und des Barockorchesters Capriccio unter der Leitung von Joachim Krause war der Protagonist erstklassig besetzt. Der Bariton Detlef Roth, den man bereits beim Frühjahrskonzert des Gemischten Chors in Brittens „War Requiem“ erleben konnte, erfüllte die Gestalt des Propheten mit blühendem Leben. Seine Stimme besitzt Substanz, sein Ausdrucksrepertoire Kraft, aber auch Wärme, Milde oder Resignation. – Der gross besetzte und altersmässig gut durchmischte Amateurchor erfüllte seine Aufgabe ausgezeichnet. Die verschiedenen Rollen als handelndes Volk Gottes, als Erzähler und als Verkünder von Sentenzen erfordern unterschiedlich Interpretationsweisen, was meistens sehr gut gelang. Einzig die Baals- Chöre hätte man sich noch etwas fanatischer vorstellen können. Spannend war die Kombination der vokalen Kräfte mit dem Orchester Capriccio aus Basel. Die engen Mensuren der Posaunen, die ventillosen Trompeten, die alten Oboen und das vibratolose Spiel der Streicher liessen einen durchhörbaren Klang entstehen, der die Solisten nicht zudeckte.
Die Sopranistin Svetlana Doneva zeigte als verzweifelte Witwe viel Rollenpräsenz, passte aber mit ihrem grossen Vibrato nicht zum Spiel der Streicher. Der warme Mezzosopran von Marie-Claude Chappuis eignete sich für die Rolle des geleitenden Engels besser als für jene der aufheizenden Königin. Der Tenor James Elliott gab den Propheten Obadjah mit leichter Stimme. Zum Gelingen der Aufführung trug auch das zweite Soloquartett mit Amelia Scicolone, Christina Metz, Emanuel Heitz und Marcus Niedermeyr bei.