11. November 2013, Tages Anzeiger
Konzert
Der Gemischte Chor feierte
sich mit einer Uraufführung
Zürich, Tonhalle – Der Gemischte Chor Zürich hat sich mit Überlegungen zur Frage eines zeitgemässen Chorwesens und Gastdirigenten wie Camille Saint- Saëns, Richard Strauss oder Johannes Brahms schon früh ein überzeugendes Profil gegeben, zu dem auch die Ausein- andersetzung mit zeitgenössischer Mu- sik gehört. So beschenkte sich der Laien- chor zum 150-Jahr-Jubiläum mit einem Auftragswerk an den englischen Kompo- nisten Edward Rushton. Sein «D’un pays lointain» vereint Gedichte in sechs Spra- chen, die unter den Chormitgliedern ge- sprochen werden.
Das Werk lebt von ineinanderflies- senden musikalischen und sprachlichen Gegensätzen, von homofonen Sprüngen und babylonischen Klangschichtungen. Unter der Leitung von Joachim Krause gelang dem Chor (nebst dem Musikkol- legium Winterthur, dem Raschèr Saxo- phone Quartet und drei Solisten), wo- rum sich andere nur bemühen: Treffsi- cherheit bei schwierigen Intervallsprün- gen, homogener Klang, vor allem aber eine Hingabe zu einer Musik, die sich nicht so unproblematisch aus dem Bo- den stampfen lässt wie ein beliebiger Motettenzyklus. Danach fand der Chor in Händels «Ode for St. Cecilia’s Day» zu einem einfacheren Vokabular. Während die junge Sopranistin Sophie Klussmann mit vokaler Wärme und geschmeidiger Stimmführung gefiel, klang der Chor klar und strahlend, in leisen Stellen durchscheinend, in lauten gewichtig.
Tom Hellat